Das Schweigen brechen und vergeben? So geht's!
Wünschst du dir manchmal, dein Schweigen brechen zu können, aber die Worte bleiben auf der Zunge kleben? Das was du denkst und fühlst, will einfach nicht über deine Lippen? „Sage ich jetzt was oder schweige ich?“ denkst du dann.
Oft wollen unsere gedachten Worte einfach nicht über die Lippen und wir schlucken sie wieder herunter bis der Kloss im Hals sich wie ein dicker Brocken anfühlt. Wieder den richtigen Moment verpasst, wieder nicht getraut, etwas zu sagen und warten auf die nächste passende Gelegenheit, die dann doch nicht kommt?!
Oder dann der schweigende und doch vielsagende Gesichtsausdruck deines Gegenübers. Er oder sie schweigt demonstrativ und sagt nichts und du spürst ganz genau, dass er/sie mit deiner Ansicht oder deinem Handeln nicht einverstanden ist. Manchmal wird hier noch nachgedoppelt mit:
„Ich sag jetzt nichts!“
Du spürst genau, dass etwas im Argen liegt und doch gelingt es dir nicht, das Thema anzusprechen. Der unausgesprochene Konflikt gärt im Dunkeln weiter. An Aussprache und Versöhnung ist nicht zu denken. Je länger du wartest, desto unmöglicher scheint der Ausweg?! Ist dir das auch schon passiert?
Ohne Aussprache keine Vergebung!
Demonstratives Schweigen – egal, ob du schweigst oder dein Gegenüber dir die Kommunikation verweigert – kann grausam sein und das Gegenüber verletzen. Solche einseitigen oder nicht stattfindenden Dialoge in passiver Aggressivität und die verweigerte Kommunikation sind Beziehungskiller schlechthin, denn auch unausgesprochene Worte haben Macht. Oftmals geschieht dann ein unnötiger Beziehungsabbuch. Funkstille. Aus – Ende.
Wo der Moment zu sprechen verpasst wurde, bleiben oftmals
- die ohnmächtige Angst,
- die schwere Wut im Bauch,
- der trockene Kloss im Hals oder
- das schlechte Gewissen zurück.
- Die Spannung im Körper steigt, der Druck wird immer grösser.
Versöhnung liegt in weiter Ferne. Machen wir uns doch gemeinsam auf den Weg. Brechen wir das Schweigen schriftlich. Doch vorher ein paar erklärende Worte für das „Nicht-Sprechen“ und mögliche Lösungsansätze.
Nicht Sprechen heisst, die Chance zur Vergebung zu verpassen
Unausgesprochene Worte machen uns traurig und krank. Wenn wir anderen die Schuld geben und auf Lösungen warten, schadet das uns selbst.
- Warum haben wir Angst zu reden?
- Warum ist Verzeihen manchmal schwer?
Vielleicht haben unsere Eltern nicht gezeigt, wie man Gefühle ausdrückt. Sie haben uns beigebracht, Dinge nicht zu sagen. Da fehlen oft die guten Vorbilder.
Schlechte Erfahrungen aus der Kindheit und damit verbunden die Angst vor Ärger lassen uns schweigen. Wir hören Sprüche wie: „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.“
Ist es wirklich immer besser zu schweigen?
Oder hängt es vom Charakter ab? Manche blähen sich auf, werden laut, andere bleiben still oder laufen weg.
Das Schweigen brechen und vergeben
Wenn die Angst vor der Wahrheit uns verstummen lässt oder der Schreck noch tief in den Knochen sitzt. Meine Kunden haben lange geschwiegen und sehnen sich danach, endlich aussprechen zu können, was bisher im Verborgenen lag. Sie haben entweder Schreckliches in ihrer Kindheit erlebt oder haben bis jetzt nicht die richtigen Worte gefunden, ihre Gefühle auszudrücken und ihre Geschichte zu verarbeiten.
Oftmals sind sie mit Glaubensätzen unterwegs wie: „Ich habe nichts zu sagen!“, „Ich darf nichts sagen“, „Meine Meinung ist nichts wert!“, „Das was ich zu sagen haben, interessiert eh niemanden!“ oder dann mit stark katholisch geprägten Mustern wie „Ich bin nicht würdig!“ oder „Am Tisch wird nicht gesprochen!“
Unausgesprochene Geschichten liegen wie schwere Steine auf der Brust und engen ein. Alter Schrott, schwer wie Blei auf den Schultern.
Endlich loslassen, aber wie? Vergeben und frei werden. Doch was genau?
Oftmals sind die schmerzhaften Erinnerungen verschüttet und verdrängt. Einfach nicht fühlen, nicht sprechen – keine Ahnung, wie mit der Situation umgehen.
Unabhängig von der Ursache der Belastung gibt es Wege, das Schweigen zu brechen, den Konflikt zu lösen und so das Tor zur Vergebung zu öffnen. Lass mich dir die einzelnen Schritte näherbringen.
Wege zur Vergebung 1: Opferhaltung aufgeben
Dein Gegenüber hat dich verletzt, deine Erwartungen bleiben unerfüllt. Du fühlst dich unwohl und denkst, der oder die Andere sollte doch endlich die Sache klarstellen. Die Chance, den unausgesprochenen Konflikt zu bereinigen scheint verpasst. Dein Gegenüber schweigt ebenfalls aus Angst oder hat mit dem Thema schon lange abgeschlossen. Du fühlst dich ohnmächtig.

Kannst du dich für den Gedanken öffnen, dass hier gerade ein sogenannter Arsch-Engel dein Feld betreten hat und dir hier eine Riesen-Chance bietet, eine uralte Verletzung zu heilen?
Bist du bereit, mal die Lupe hervorzuholen und dir die Situation genauer zu betrachten, dann gehe nun zu Schritt 2 und nimm Kontakt auf mit deinem inneren Kind.
Wege zur Versöhnung 2: Dialog mit deinem inneren Kind
Verlass die Opferrolle und setzte dich mit deinem Trigger, mit dem, was dich verletzt hat, auseinander. Es handelt sich um einen verletzten inneren Anteil, der deine Aufmerksamkeit einfordert.
Stell dir vor, dein verletztes inneres Kind sässe dir gegenüber. Wie alt ist dieses innere Kind? Kannst du dich an eine bestimmte Situation erinnern? Welche alte Verletzung meldet sich durch den aktuellen Konflikt?
Sprich mit diesem inneren Anteil. Was braucht er von dir, damit es ihm besser geht oder damit er sprechen kann? Wovor genau hat dieser Anteil Angst? Gibt es hinderliche Glaubenssätze, die das Sprechen erschweren? Welche Verhaltensmuster kommen da hoch?
Gerne kannst du auch mit einem Teddybären oder sonst einem Gegenstand sprechen.
Im nächsten Abschnitt beschreibe ich ein paar Erinnerungen, die bei meiner eigenen inneren Arbeit zum Vorschein gekommen sind.
Wenn die Spucke wegbleibt: Schweigen im Schock
Ich weiss es noch, wie wenn es gestern gewesen wäre. Ein Schock, sprachlos, ein Kloss im Hals – die Stimme zerschlagen. So ging es mir als Zeugin eines tödlichen Unfalls. Ich fand keine Worte für den Schrecken, der mir gerade widerfahren war. Ich blieb stumm und wortlos und machte mir Vorwürfe, ob ich hätte anders reagieren sollen. Wie sehr mich dieses Ereignis geprägt hatte, wurde mir erst Jahre später mit der Journey-Arbeit bewusst.
Eine weitere Szene am Gardasee, ein Blitz trifft ein Boot auf dem sich eine junge Familie aufhält und geht in Flammen auf. Ich stand wiederum sprachlos am Ufer und konnte nicht einmal schreien.
Und nochmals wenige Jahre zurück, ein untergehendes Rheinschiff. Ich schaute geschockt zu und dachte nur: „Ich kann nichts sagen. Ich kann nichts tun.“
Du kannst dir sicher vorstellen, dass diese Erinnerungen und die damit verknüpften Verhaltensweisen und unbewussten Überzeugungen einer gut funktionierenden fruchtbaren Kommunikation im Wege stehen.
Ich bin unendlich dankbar, dass ich mit Hilfe der Journey (Reise nach innen) und auch mit Journaling diese Erinnerungen aufarbeiten konnte und das Nicht Gesprochene vergeben konnte. Heute begleite ich Menschen auf dem Weg der Vergebung damit sie Worte der Vergebung finden und so alten Ballast abwerfen.
Wege zum vergeben 3: Erinnerungen aufarbeiten mit The Journey und ALL-IN
Die Er-innerung steckt in dir. Deshalb geschieht Heilung von innen. Eine wunderbare Möglichkeit, deine Erinnerungen und die damit verbundenen Prägungen und Glaubenssätze aufzuarbeiten ist der Weg nach innen. Wir steigen in ein magisches Fahrzeug und begeben uns ALL-IN auf eine innere Reise in die Zeit und zur Wurzel deines Konflikts. Bei deinen schmerzhaften Erinnerungen angekommen, öffnen wir das Feld für einen heilenden Dialog. Alle Beteiligten erhalten eine Stimme und sprechen aus ihrem Schmerz. Dies macht den Weg für die Vergebung. Komm gerne mit mir auf den Weg der Vergebung.
Das Schweigen schriftlich brechen und vergeben
Eine weitere Form, das Schweigen zu brechen und Vergebung zu finden ist das intuitive Schreiben auch Journaling genannt.
Mir selbst fehlten die Worte nach Mutters Tod. Ich war in einen Funktionsmodus gefallen und hatte die Trauer – wie auch die Wut – verdrängt. Dank des Schreibens konnte ich wieder Zugang zu meinen Gefühlen und auch zu meiner Seele finden und ausdrücken, was gesagt werden muss.
Wege zum loslassen und vergeben 4: Schrei(b) dich frei
Sag jetzt nicht: „Ich kann nicht schreiben!“ – das spielt hier überhaupt keine Rolle. Es geht nicht um schön und nicht um korrekt. Es geht darum, der Seele Raum zu geben und dem Herzen Luft zu machen. Ich schreibe blind. Im Ernst. Ich schlage mein Notebook auf, weil – wer weiss – vielleicht entsteht eines Tages daraus ein neues Buch – und schreibe einfach drauf los, gerade so wie es kommt.
Unzensiert, Unkorrekt, Unsortiert, Ungeordnet. Grammatik – egal.
Genau jetzt geht es ums schreiben und heilen. Um meine Wahrheit, um den wahrhaftigen Ausdruck meiner Selbst.
Ich schreibe (fast) jeden Morgen oder Abend mit geschlossenen Augen und lasse die Worte aufs Papier tanzen. Das tut so gut, ist so befreiend und ein erster Schritt. So kann ich mein Herz in Worte fassen. Ganz oft passiert es mir, dass die Tränen nur so laufen, weil ich mit dem Loslassen und Schreiben meine tiefen Gefühle erkenne und ihnen Raum gebe.
Natürlich kannst du auch einfach ein Blatt Papier nehmen und darauf los schreiben. Papier ist bekanntlich geduldig und hört dir zu, ohne dich zu verurteilen, ohne dich zu bewerten. Es tut einfach gut. Probier’s aus: Schreib dich frei und fasse dein Herz in Worte. Schreib dir von der Seele, was dich belastet und finde so deine Worte der Vergebung.
TIPP: Wenn du etwas loslassen möchtest, dann verbrenne dein Blatt anschliessend und spüle die Asche die Toilette runter.
Wie ich mein Schweigen gebrochen habe und Vergebung fand
Schweigen und auf den Mund sitzen ist so einfach. Freundlich lächeln, nichts sagen, mir meinen Teil denken und gut ist. Darin war ich geradezu Meisterin. Ja, ich habe sie mir angeschaut diese schlechte Gewohnheit und die darunterliegenden Ängste.
Wenn ich wahrhaftig spreche, dann teile ich meine Wahrheit, die nicht zwingend diejenige meines Gegenübers sein muss. Da sitzt
- Angst, etwas Falsches zu sagen,
- Angst, den anderen zu verletzen,
- Angst, nicht mehr geliebt oder verlassen zu werden,
- Angst, die Kontrolle zu verlieren.
Genau diese Ängste konnte ich dank meiner Bereitschaft hinzuschauen, willkommen heissen und aufarbeiten.
Meine Wahrheit ist: ich bin in einem Umfeld aufgewachsen, wo keine gute Kommunikationskultur gelebt wurde und das hat mich geprägt. Ein oft schweigender Vater, der jedoch hervorragende Reden schreiben konnte und eine gesprächige äusserst schlagfertige Mutter, die jedoch geschwiegen hat, wenn die Themen schwierig oder zu emotional wurden.
Eigentlich die ideale Kombi namens „bedachte Gradiosität“, wenn man hier die richtige Balance zwischen Sprechen und Schweigen findet. Gradiosität ist eine Wortschöpfung meiner Mutter auf ihrem Sterbebett und beschreibt ihre geradlinige Art, mit dem Gegenüber zu kommunizieren.
Ich könnte jetzt sagen: Ich hatte schlechte Vorbilder. Nee, nee, so einfach geht das nicht. Wir haben durchaus die Möglichkeit zu reflektieren, uns weiter zu entwickeln und alte Gewohnheiten und Kommunikationsmuster, sowie Ängste abzulegen.
Gerne unterstütze ich auch dich dabei, dich auszudrücken und zu vergeben.
Wege zur Vergebung 5: spielerisch den Ausdruck finden
Manchmal ist es hilfreich, sich selber nicht allzu ernst zu nehmen. Während einer Ausbildungseinheit zur Journey Practitionerin haben wir unser ganzes Lebens als Drama gespielt respektive als Operette gesungen. Das hat einerseits einen grossen Spass gemacht und geholfen, etwas Abstand vom eigenen Drama zu finden. Auch das Impro-Theater ist eine tolle Möglichkeit, spielerischen Ausdruck zu finden und zu lernen, sich spontan zu äussern und auch mal lustvoll zu scheitern.
Nutze die Kraft deiner Worte! Nicht nur zur Vergebung!
Gerade wir Frauen haben nicht gelernt, zu unserer Wahrheit zu stehen. Zu tief liegt manchmal die Angst dafür bestraft zu werden oder sogar unser Leben zu lassen, wenn wir sagen, was wir denken oder wissen und unser ganzes Potential zum Ausdruck bringen. Man denke an die vielen Hexen, die für ihr Wissen und ihre heilerischen Fähigkeiten ihr Leben lassen mussten. In meinen Coachings erfahre ich immer wieder wie stark diese Angst noch in unserem persönlichen oder auch kollektiven Zellbewusstsein verankert ist und zu Stillhalten und Schweigen führt.
Es ist mir ein grosses Anliegen, Frauen darin zu ermächtigen, ihre Wahrheit zu sprechen. Es wird Zeit, dass die Weisheit der Frauen gehört wird.
Was brauchst du um wahrhaftig zu sprechen?
- Versuche es mal mit einer Portion Mut (vor einem schwierigen Gespräch auch gerne bewusst eingeatmet,)
- Vertrauen in deine eigene Wahrnehmung, und
- der liebevollen Verbindung zu dir selbst und deinem Herzen.
Möge es dir gelingen, heilende Worte der Vergebung zu sprechen.
Und hier ist genau mein Ansatzpunkt. Menschen dabei zu unterstützen, das Unausgesprochene in heilende Worte der Vergebung zu fassen oder sich von der Seele zu schreiben.
Ich bin für dich da. Komm mit mir auf eine Reise in dein Herz, damit du dort deine Antworten findest. Ich unterstütze dich von Herzen gerne dabei, dein Schweigen zu brechen. Nimm Kontakt mit mir auf und schreibe mir dein Anliegen.
Worte haben Macht
Es gibt böse Worte, die entzweien
und Herzensworte die verzeihen.
Manche treffen hart wie Pfeile,
andere haben keine Eile.
Es gibt Worte, die hetzen
und Worte, die verletzen.
Gar manche reissen dich in Stücke
und andere bauen eine Brücke.
Es gibt Worte, die loben
und Worte die toben.
Es gibt Worte, die sich wehren
und Worte die dich ehren.
Es gibt Worte, die zerstören,
ja, die willst du gar nicht hören.
Es gibt Worte, die vergeben.
Sie verhelfen dir zu neuem Leben.
Es gibt Worte, die hassen,
und solche, die helfen loszulassen.
Worte können irgendwo verstauben,
andere dir den Atem rauben.
Frag dich immer, mit welchem Ohr hab ich sie gehört,
denn das Beziehungsohr ist gerne empört.
Es gibt Worte, die danken
und andere, die weisen dich in Schranken.
Manche bringen dich ins Schaudern,
andere können dich verzaubern.
Wähle deine Worte weise,
denn sie gehen auf eine Reise,
beschenken oder verletzen den Empfänger,
ja manche wirken durchaus länger.
Manche kommen gar nicht an,
weil der andere sie gar nicht verstehen kann.
Manche bleibe im Halse stecken,
und manche wollen einfach wecken.
Drum spreche sie stets mit Bedacht,
gib auch auf die Betonung acht,
denn Worte wirken Wunder,
drum schluck sie nicht runter.
Unausgesprochene Worte wie ein Kloss im Hals,
jahrelang schlummern sie bestenfalls.
Es ist Zeit, sie achtsam auszusprechen,
dann können sie nicht mehr länger dein Herze brechen.
Wie auch immer man sie mag empfinden
sie auf wundersame Weise zwei Menschen verbinden.
Lass sie immer aus dem Herzen fliessen,
dann können alle sie mit Freude geniessen.
© Isabelle Dobmann
Danke fürs Lesen bis hier. Und jetzt wäre ich froh, wenn du nicht stillschweigend weiterklickst, sondern mir deinen Eindruck und deine Fragen als Kommentar hinterlassen würdest, denn geschwiegen wird schon genug.
2 Antworten
Liebe Isabella, vielen Dank für Deinen Artikel. Du wirfst den Blick auf die oft übersehenen Aspekte des Schweigens. Das macht mir im Rückblick auf so manche Situation einiges klarer.
Aber ich schreibe mir auch so vieles von der Seele und feiere gerade Deine Formulierung „Grammatik des Lebens“. Danke. Eva
Liebe Eva, es freut mich sehr, wenn ich dir mit meinem Blogartikel Klarheit über vergangene Situationen verschaffen konnte. Ja, die Grammatik des Lebens ist meine Formulierung für die universellen Gesetze des Lebens, die es zu verstehen gilt. Herzlichen Dank für deinen wertschätzenden Kommentar und herzliche Grüsse Isabelle