Wenn der Tod auf der Bühne Platz nimmt
Der Tod auf der Bühne! Gestern hatte ich die Gelegenheit, meine heilsame Poesie zum Thema Tod vorzutragen. Ich freute mich, diesem Thema mehr Zeit und Raum zu geben. Die Veranstaltung fand auf einer kleinen Literaturbühne in Luzern statt. Die Titel der Poetry Slams waren „Der Tod – dein Lehrer“ und Ein Tag im Leben des Todes.
Fünf Vortragende waren geplant. Drei hatten kurzfristig abgesagt. So blieben zwei. Ich durfte den Abend mit meinen Slam-Texten eröffnen. Später gesellte sich die Demenz dazu. Eine gelungene, spontane Kombination.
Da ich unerwartet ein grösseres Zeitbudget bekam, las ich insgesamt 4 Texte und war 30 Minuten auf der Bühne. Es machte so viel Spass und lief so locker, ich hätte problemlos noch weiter gelesen.
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Mehr InformationenKleines Publikum - grosse Wirkung
Der Andrang hielt sich mit gut 12 Personen in Grenzen. Was für eine spannende Erfahrung. Bisher las ich meine Texte auf grösseren Bühnen mit deutlich mehr Publikum. Der Wettbewerbs-Charakter der „normalen“ Poetry-Slam-Veranstaltungen“ ist mir etwas zuwider. Auf den zu gewinnenden Whisky verzichte ich gerne. Bisher fehlte mir der Austausch über das Thema. Diesmal war das anders.
Tabu gebrochen: Spontaner Austausch zum Thema Tod
Der anschliessende Austausch, war sehr anregend. Genau so stelle ich mir das vor: Tief berührende Poesie oder Poetry Slams als Impulseinstieg für Gespräche über das Leben und den Tod. Endlich diesem Tabu-Thema Raum geben.
Poetry Slam als Impulseinstieg für Gesprächskreise
Ich suche Bühnen, Austauschkreise, Trauer-Cafés und Vereine, die sich dem Thema Leben und Sterben widmen. Ich offeriere meine Slam-Texte und meine #heilsamepoesie als Impulseinstieg für den wertvollen Austausch
Das Tabu brechen – über den Tod sprechen
Plötzlich erzählt eine wildfremde Frau, wie sie am Sarg ihres Vaters stand. Sie bereute, dass sie zuvor dem Thema Tod ausgewichen war. Ihr Vater wollte mit ihr darüber sprechen, doch sie entzog sich. Nun war es zu spät.
Wir sprachen darüber, wie der Tod immer noch ein Tabuthema ist. Menschen wechseln die Strassenseite, um einer Trauernden auszuweichen.
Wie das Thema Sterben manchmal in Pflegeheimen, wo der Tod um die Ecke wartet, ausgeklammert wird. Zumindest erlebte ich das so, als ich meinem Vater „Das Märchen vom Tod“ im Gemeinschaftsraum vorlesen wollte. Die Stationsleitung meinte:
„Um Himmels willen, machen Sie das ja nicht dort. Wenn es um den Tod geht, laufen alle davon und verkriechen sich in ihren Zimmern“
„Wie bitte?!“ dachte ich: „Das darf doch wohl nicht wahr sein!“ Anstatt den Bewohnern die Angst vor dem Tod zu nehmen, lassen wir sie damit allein in ihrer einsamen Stube.
Dem Tod eine Bühne geben!
Mir ist es wichtig, dem Thema Tod einen Platz im Leben einzuräumen. Endlich diese ungesunde Haltung von: „Der Tod geht mich nichts an!“ aufweichen. Den Tod sprechen zu lassen. Ja ihm eine Bühne zu geben. Viele Menschen leben so, als ob sie der Tod sie nichts anginge.
- Wie wäre es, jeden einzelnen Tag als etwas Besonderes anzusehen, weil es der letzte Tag sein könnte?
- Könnten wir dieses kostbare Geschenk Leben nicht noch besser schätzen?
- Wären wir nicht eher in der Lage, Konflikte und Steitigkeiten zu bereinigen?
- Ginge es nicht leichter, zu vergeben, statt in Schuldzuweisungen und Selbstvorwürfen zu ersticken?
Anstatt zu sagen: „Der Tod ist nichts für mich!“
Dem Tod schreibend begegnen
Jeder Todesfall schmerzt. Jede Trauer verläuft anders. Die Angst vor dem Tod ist legitim und menschlich. Das steht ausser Diskussion.
Meine Eltern, die des Lebens müde waren, in den Tod zu begleiten, war ein trauriger, doch natürlicher Vorgang. Meinen Mann durch eine schwere Krankheit zu begleiten, aufwühlend. Den selbstgewählten Tod eines lieben Bekannten zu verdauen, herausfordernd.
Gott-sei-Dank blieben mir qualvolle Schicksalsschläge wie ein Kind zu verlieren erspart.
Was ich selber lernte ist, dass Schreiben heilt. Es erlaubt mir, tiefe verdrängte Gefühle zu durchleben und mich davon zu befreien. Lies mehr darüber in meinem Blogbeitrag Schreiben und heilen.
Ich schrieb mir den Schmerz des Todes meiner Eltern von der Seele und verarbeitete ihn. In meiner Schreibwerkstatt leite ich Menschen an, ihre leidvollen Erfahrungen schreibend loszulassen.
In einer Einzelbegleitung nehme sie mit auf ihren individuellen Weg der Vergebung.
Der Tod ist nicht das Ende!
Öffne dich für den ewigen Kreislauf des Lebens. Dies ist meine Wahrheit. Ob es deine ist, weiss ich nicht. Wie fühlt sich dieser Gedanke an?
Es ist Zeit, dem Tod einen Platz im Leben einzuräumen:
- Die Erlaubnis an die Eltern, zu gehen, wenn sie bereit sind.
- Ein wohlwollendes Gespräch, das vergibt und heilt.
- Ein himmlisches Lachen auf dem Sterbebett, das den Sterbenden loslässt.
- Eine freie Trauerrede am Ende eines Lebens, die das Leben des Verstorbenen feiert.
- Eine Prise Humor an der Abschiedsfeier, die über die Trauer hinweg hilft.
Anstatt todernst, lebensfroh!
Lass uns gemeinsam dem Tod eine Bühne geben. Stelle gerne deine Fragen. Teile deine Gedanken. Ich freue mich über den Austausch.
Alles Liebe
Isabelle Dobmann – Die Poetin
8 Antworten
Es tut so gut, dass du darüber sprichst und schreibst. Danke dir, es ist Hilfe und Balsam für die Seele zugleich.
Danke liebe Gunda. Die Poetry Slams öffnen Räume, um dieses wichtige Thema ins Leben zu holen.
Ach, wie schön! Das schwingt so toll, wie du diesen Abend gemeistert und mitgestaltet hast – durch deine Texte und durch dein SEIN! Wundervoll! 💜🙏🏻
Ja liebe Sabine, jetzt weiss ich endlich, was mir auf den bisherigen Bühnen gefehlt hat. Genau der anschliessende, so wertvolle Austausch. Da bin ich jetzt ein grosses Stück weiter.
Wie schön, dass du dich diesem wichtigen Thema widmest, liebe Isabelle. Der Tod gehört zum Leben, denn jeder wird ihn irgendwann ‚erleben‘. Um so schöner, wenn du durch dein Poetry Slam mehr Leichtigkeit zu den Menschen bringst, sich damit auseinanderzusetzen
Danke liebe Heike, genau das finde ich wichtig. Dem Tod eine Stimme zu verleihen und ihm Raum resp. eine Bühne zu geben, damit die Auseinandersetzung mit Leichtigkeit passieren kann. Danke für deine schöne Rückmeldung.
Liebe Isabelle, mit deinem Poetry Slam bringst du Leichtigkeit in dieses sehr schwierige Thema. Danke
Liebe Susanne, ja ich finde, wir sollten unsere Angst vor dem Tod überwinden, indem wir diesem schwierigen Thema mit etwas mehr Leichtigkeit begegnen. Herzlichen Dank für dein Feedback.